Höchster Kreisblatt, 28.10.16
Die Fraktionschefin der „Bürger für Hofheim“
Politik geschockt: Petra Gottschalk ist tot
Die Wählergemeinschaft BfH hat ihren nimmermüden Motor verloren und die Stadtgesellschaft eine engagierte Kommunalpolitikerin.
Sie war eine leidenschaftliche Streiterin für die Belange der Bürger in Lorsbach und ganz Hofheim und wohl auch das, was man einen Menschenfreund nennt. Dr. Petra Gottschalk hatte immer ein offenes Ohr, wenn Menschen mit Problemen zu ihr kamen. „Für die Bürger etwas tun, das war von Anfang an unser Programm“, sagt Erwin Zeitz, ihr enger politischer Weggefährte. Mit einer Bürgerinitiative für Lorsbach fing es an, im Jahr 2000 gehörten die beiden dann zu den Gründungsmitgliedern der Wählergemeinschaft „Bürger für Hofheim“.
2001 trat die BfH zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen an und Petra Gottschalk schaffte gemeinsam mit Erwin Zeitz den Sprung in die Stadtverordnetenversammlung. Ihr gehörte sie seither ununterbrochen an. Zudem saß sie seit 2006 auch im Lorsbacher Ortsbeirat, in den Stadtteil war sie 1986 mit der Familie gezogen.
Die promovierte Germanistin, die sich auch in anderen Studienfächern wie Politikwissenschaften umgetan hatte, nahm von Anfang an kein Blatt vor den Mund, wenn sie ans Rednerpult trat. „Sie war bekannt für ihr engagiertes Eintreten im Interesse der Hofheimer Bürger“, so Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Vater gestern.
Energisch konnte sie werden, wenn es etwa einmal wieder darum ging, die endlose Geschichte um den barrierefreien Ausbau des Lorsbacher Bahnhofs voranzutreiben. Eines ihrer Anliegen über viele Jahre, genauso wie der Bau eines Radwegs zwischen Hofheim und Lorsbach. Die Umsetzung beider Ziele zu erleben, ist ihr verwehrt geblieben. Gestern machte in Windeseile in Lorsbach und in den politischen Kreisen Hofheims die Nachricht die Runde, dass Petra Gottschalk im Alter von nur 56 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben ist.
Erwin Zeitz, der der aus Neuenhain stammenden BfH-Fraktionsvorsitzenden nicht nur politisch sondern auch menschlich eng verbunden war, weil sich beide gegenseitig halfen, wo immer es ging, zeigte sich gestern Nachmittag noch immer zutiefst betroffen. „Den Motor vom Ganzen“ habe die Wählergemeinschaft verloren, einen Menschen, der „mit Leib und Seele“ im Parlament dabei gewesen sei. Zugleich habe Petra Gottschalk eine so große soziale Ader gehabt, sagt Zeitz, dass er deswegen sogar manchmal mit ihr geschimpft habe.
Gern und großzügig habe sie anderen geholfen. Dazu passte auch ihr Engagement als „Clownpflegerin“. Der Verein ist ein Ableger der Lorsbacher Clownschule und will Alten und Kranken ein wenig Freude bringen. Für den Taunusklub Lorsbach hat sich Gottschalk ebenfalls eingesetzt. Unvergessen wird vielen Parlamentskollegen wohl ihr (aussichtsloser) Vorstoß bleiben, „Glück“ zum Schulfach zu machen. Typisch für die Frau, die anderen oft mit einem Strahlen begegnete und die unter den in den letzten Jahren immer unschöner geführten Auseinandersetzungen im Hofheimer Stadtparlament ganz besonders litt. Über „Fliegenbeinzählerei“ konnte sie dann schimpfen. Und hätte die Energie statt für alle möglichen Streitpunkte lieber aufgewendet gesehen, um etwas für die Flüchtlinge in Hofheim zu erreichen, für die sie zuletzt besonders eintrat.
Ein Wunsch, der Mahnung bleibt, nun, da sie selbst nichts mehr zu seiner Umsetzung tun kann. Petra Gottschalk hinterlässt ihren Mann und den erwachsenen Sohn Tobias. Ein Termin für die Trauerfeier stand gestern noch nicht fest.
(babs)